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Digitale Bildung in den USA und Deutschland: Versprechungen und Herausforderungen

Am 21. Oktober nahm Andreas Breiter als Leiter des Projekts DATAFIED an einer internationalen Podiumsdiskussion über die Zukunft der digitalen Bildung teil. Sie wurde von der Deutschen Botschaft in Washington, dem Deutschen Generalkonsulat in San Francisco und dem Deutschen Zentrum für Forschung und Innovation (DWIH) New York organisiert. Er diskutierte die aktuellen Entwicklungen in beiden Ländern sowie Chancen und Risiken mit vier weiteren Experten: Barbara Holzapfel (VP Microsoft Education), Maureen McLaughlin (U.S. Department of Education)

Prof. Dr. Christoph Meinel (Geschäftsführer und wissenschaftlicher Direktor, Hasso-Plattner-Institut für Digitaltechnik (HPI)).

In der Diskussion war seine Hauptaussage ein Déja-vu: Vor 20 Jahren sammelte er für sein Promotionsprojekt Daten in US-Bundesstaaten (CA, MA, IL) und Distrikten sowie in Schulen. Diese wurden mit dem deutschen Schulsystem verglichen. Das erste Ergebnis war die unterschiedliche Geschwindigkeit der IKT- und Medienintegration in der Unterrichtspraxis und im Schulmanagement sowie in der Bildungspolitik (Breiter 2000). Das „Bindeglied“ zwischen Schulentwicklung, Bezirksentscheidungen und staatlicher Politikgestaltung war der damals so genannte „Technologieplan“.  Er war hauptsächlich pädagogisch ausgerichtet und definierte die Anforderungen an die IKT-Infrastruktur. In den USA wurde von jeder Schule, jedem entsprechenden Schulbezirk und dem Bildungsministerium jedes Bundesstaates ein Technologieplan verlangt. Sogar auf föderaler Ebene (ebenso machtlos wie in Deutschland) gab und gibt es einen „Federal Technology Plan“ (derzeit zur Überarbeitung in einem Online-Konsultationsverfahren offen: https://tech.ed.gov/netp/). In Deutschland wurde die Notwendigkeit der Planung der IKT-Infrastruktur im Bildungsbereich lange Zeit vernachlässigt. Erst mit dem neuen DigitalPakt Schule wurde erst ab 2018 die Förderung von Schulen (und Schulträgern) zur Voraussetzung gemacht.   

Das zweite Ergebnis war die Notwendigkeit eines föderalen Engagements. Bereits 1996 startete die US-Regierung im Rahmen des Telekommunikationsgesetzes ein Programm zur Infrastrukturförderung: die e-Rate. Bis heute unterstützt es besonders ärmere Distrikte (und Schulen) bei der Verbesserung ihrer IKT-Infrastruktur und ist mehr als 2,5 Milliarden Dollar pro Jahr (ca. 100.000 öffentliche Schulen) wert. Deutschland startete vor zwei Jahren im Jahr 2019 mit einem 5-Jahres-Programm (DigitalPakt Schule) mit einem Gesamtvolumen von 5 Milliarden Euro (ca. 40.000 Schulen).

Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs, wenn die digitale Transformation der Schule betrachtet wird. IKT-Infrastruktur und mobile Geräte sind relativ einfach zu erwerben und einzuführen (nur eine Frage des Geldes und des politischen Willens – und professioneller IKT-Unterstützungsstrukturen). Doch substanzielle Veränderungen im Lehrplan und in der Unterrichtspraxis erfordern einen langen Atem und sind Teil eines Schulentwicklungsprozesses. Am Grund des Eisbergs müssen die Werte und Überzeugungen der Lehrer berücksichtigt werden (siehe Welling et al. 2015). Dies erfordert eine intelligente Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung. Und in dieser Hinsicht stehen die beiden Länder vor ähnlichen Herausforderungen. Daher lohnt es sich, gute Praktiken und Arbeitsrichtlinien zwischen den Ländern auszutauschen. Tatsächlich sind sich die Schulsysteme ähnlicher, als man denken mag.

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